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SZ v. 23.07.98
Straßenbauamt München legt Planung für Olchings
Südwestumgehung vor
Trassenführung stößt auf Widerstand
Initiative lädt zum Ortstermin / Verkehrsentlastung
bezweifelt / Gefährdetes Naherholungsgebiet
Von Anselm Roth
Olching - Ein himmelwärts gekippter Anhänger auf einem hitzeflirrenden
Kartoffelfeld, umgeben von 100 Olchinger Bürgerinnen und Bürgern;
das war am Dienstag nachmittag der Ort, an dem nach Willen des Straßenbauamtes
München die Südwest-Umgehung der Gemeinde verlaufen soll. Zu der
Protestversammlung hat die Bürgerinitiative Ortsentwicklung Olching
gerufen, die gegen den Straßenneubau ist (...).
Die vom Straßenbauamt jetzt vorgelegte Trassenplanung entspricht
kaum noch der Wunschtrasse der Gemeinde: kein Kreisel an der Abfahrt
von der Roggensteiner Straße, dafür nur 100 Meter Abstand zu der
Wohnbebauung an der Sommerstraße, Verlauf südwestlich des Starzelbaches
in nur rund 40 bis 50 Meter Entfernung quer durch die Felder, eine
sechs Meter hohe Brücke, deren Ausmaße der hochgekippte Hänger nicht
erreichen konnte.
"Hinter dem Starzelbach zum Ort hin darf man nimmer bauen, sonst
haben wir genausoviel Lärm wie jetzt". Magdalena Huber war eine
der wenigen Befürworter, die zum Ortstermin erschienen waren. Die
Mehrheit war wohl der gleichen Meinung wie die Familie Schlosser:
"Ich möchte nicht, daß hier die Straße herkommt, denn dann ist hier
nichts mehr schön", sagte die kleine Tochter der Familie.
Die Initiative ist gegen jede Form der Umgehungsstraße. Zum einen
würde der Innerort-Verkehr nur geringfügig vermindert werden, zum
anderen die Umgehungsstraße das Naherholungsgebiet im Südwesten
Olchings zerstören, meinte BI-Sprecher Gert Schlenker. Gegner des
Projekts seien auch die Landwirte, sagte Schlenker und wies auf
die grünen Felder, die durch das Asphaltband zerschnitten würden.
Denn den schmalen Streifen zwischen Starzelbach und Straße würden
sie nicht mehr bewirtschaften können. (...).
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SZ v. 08.11.95
SPD will prüfen lassen
Bürgerentscheid Südwest-Trasse
Olching - Olchings Sozialdemokraten wollen die Möglichkeit
eines Bürgerentscheides gegen die Südwest-Umgehung prüfen lassen.
Gegen den Willen des Bürgermeister Kandidaten Franz Huber entschied
sich die Mitgliederversammlung der SPD am Dienstag für diese Vorgehensweise.
Im Entwurf eines kommunalpolitischen Wahlprogramms war überraschenderweise
keine Aussage zur Südwest-Trasse enthalten. Roland Steinzen von
der Programm-Kommission hatte vorgeschlagen, "die Sache dem Bürger
zu übergeben: Warum sollen wir uns weiter damit beschäftigen?"
Zumindest sollen im Rathaus und im Landratsamt Stellungnahmen zur
Zulässigkeit eines kommunalen Bürgerbegehrens in dieser Frage eingeholt
werden. Obwohl die Umfahrung bereits grundsätzlich vom Gemeinderat
beschlossen worden ist, halten die Sozialdemokraten eine nachträgliche
Korrektur für. möglich. Das Instrument des Bürgerentscheides diene
gerade auch dazu, Gemeinderats-Entscheidungen vom Wähler wieder
aufheben zu lassen. Zudem, so ein weiteres Argument, besteht die
Möglichkeit erst seit dem 1. November, der Beschluß der Kommunalpolitiker
sei also erst heute revidierbar.
Ein Bürgerbegehren gegen die Südwest-Umgehung, für die bereits
das Planfeststellungsverfahren eingeleitet sein soll, wäre - sofern
zulässig - für den Landkreis die erste praktische Anwendung des
neuen Gesetzes. Auch bei den örtlichen Grünen und anderen Umfahrungsgegnern
war ein Bürgerentscheid diskutiert worden, sollte aber ebenfalls
noch näher geprüft werden. Die Sozialdemokraten sind in der Frage
einer Südwest-Umgehung wie auch der genauen Trassenführung seit
langem uneinig. Partei-Chef und Bürgermeister-Kandidat Franz Huber
konnte dem Prüfungsauftrag der Genossen als einziger nicht zu stimmen.
op
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SZ v. 27.09.95
Leistungsfähige Straße zieht Verkehr an
Olching: Auszüge aus der landesplanerischen
Beurteilung der Westumgehung - Einige positive Punkte und viele
negative
Olching (bw) - Unstrittig war für die Regierung von Oberbayern
nach Abwägung der im Raumordnungsverfahren eingegangenen Stellungnahmen
eigentlich nur eines: Mit der geplanten Westumfahrung von Olching
könne eine zügige leistungsfähige Verbindung von der Staatsstraße
2069 über die Estinger Umgehung zur B 471 hergestellt werden. Dies
stehe im Einklang mit der Bayerischen Landesplanung. Wie berichtet,
hält die Behörde zwei der drei vorgeschlagenen Trassen für denkbar,
beide jedoch haben laut Unterlagen auch zahlreiche negative Aspekte.
Selbst die als positiv erachtete Auswirkung der Umgehung für die
Verkehrserschließung und die gewerbliche Wirtschaft treffe nach
der Abwägung "ohne Einschränkung nur für die Gemeinden Olching und
Emmering zu. Unabhängig von der Wahl der Trasse sehen die Fachleute
der Regierung negative Auswirkungen des Projekts auf Nachbargemeinden
wie Eichenau, Puchheim,. Gröbenzell oder auch Maisach. Es wird auf
das frühere Ziel "Tangentenviereck" verwiesen, das den Verkehr aus
den Gemeinden auf leistungsfähige Straßen führen sollte. Eine Olchinger
Westumgehung werde zusätzlichen Verkehr anziehen und der öffentliche
Druck auf Ausbau- und Umgehungsmaßnahmen auf anderer Seite werde
sich verstärken, so die Warnung.
Aus der Perspektive des Olchinger Siedlungswesens hält die Regierung
von Oberbayern die Wahltrasse I (westlich des Starzelbaches) für
die günstigere. Während sie für die Bevölkerung den besten Immissionsschutz
biete, würden andererseits die Belange des Naturschutzes und der
Naherholung durch diesen Umgehungsverlauf wesentlich stärker gestört
als durch die Wahltrasse 2. Diese Variante östlich des Starzel wiederum
stehe der Durchsetzung der Olchinger Bauleitplanung im Wege. Die:
Gemeinde hat bekanntlich beschlossen, das Areal ökologisch aufzuwerten.
Auch aus landwirtschaftlicher Sicht wäre dieser Streckenverlauf
negativ: Vor allem sie würde durch Flurzerschneidungen erhebliche
Bewirtschaftungserschwernisse für die Bauern darstellen; unwirtschaftliche
Restflächen entstünden.
Unter dem Gesichtspunkt des Technischen Umweltschutzes wurde vor
allem der Aspekt Lärmimmission gewürdigt. Hier bezeichnet es die
Raumordnungsbehörde als "besonders problematisch", daß einer offensichtlichen
Neubelastung durch das Vorhaben "Lärmentlastungen in der Ortsdurchfahrt
von OIching gegenüberstehen, die sich bei Lärmpegel-Minderungen
im Bereich von einem bis zwei Dezibel als nur unwesentlich wahrnehmbar
darstellen." Deutlich bemerkt würde eine Reduzierung erst ab drei
Dezibel, so die Regierung. Deshalb werden zusätzlich ,,geeignete
bauliche Maßnahmen zur Umgestaltung der Roggensteiner Straße" angeregt.
Lärmschutzmaßnahmen könnten sogar bei einer Verwirklichung der Wahltrasse
2 für Teile der Bebauung erforderlich werden. ln diesem Zusammenhang
weist die Behörde auf ihre Forderung hin, Prognosen über die Entwicklung
der Verkehrsbelastung ("insbesondere über den zu erwartenden Lkw-Anteil)
über das Jahr 2000 hinaus vorzulegen, was bisher noch nicht geschehen
sei. Am Ende der 25 Seiten langen Darstellung von Für und Wider
der in Frage kommenden Trassen erklärt die Behörde ausdrücklich,
ihre landesplanerische Beurteilung greife den im Einzelfall vorgeschriebenen
Verwaltungsverfahren nicht vor. Enteignungs- und Entschädigungsfragen
sind nicht Gegenstand des Raumordnungsverfahrens.
Die abschließende Beurteilung, sprich Entscheidung, muß nun das
Straßenbauamt München treffen. Der Raumordnungsbescheid der Regierung
von Oberbayern kann ab 1. Juni im Rathaus Olching eingesehen werden.
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SZ v. 03.01.95
Olchinger Ortsumgehung
Eichenau lehnt Pläne des Nachbarn ab
Eichenau - Einstimmig und ohne Diskussion sprachen sich
Eichenaus Gemeinderäte gegen die geplante Olchinger Umgehung aus.
Bürgermeister Sebastian Niedermeier stellte rechtliche Schritte
gegen das Vorhaben in Aussicht. Dies sei jedoch erst möglich, wenn
das Planfeststellungsverfahren eingeleitet werde. Hilfe erhoffen
sich die Eichenauer noch von anderer Seite. Der Gemeindetag, so
berichtete Niedermeier, habe das Olchinger Projekt "recht kritisch"
bewertet. Schließlich, so habe es dort geheißen, entstünde durch
die Umgehung eine mit "nur sieben Prozent extrem geringe Entlastung"
für Olching. Auf Eichenau dagegen würde eine Verkehrszunahme von
über 30 Prozent zukommen. Rechne man den Eingriff in die Landschaft
ein, könne man dem Vorhaben nicht mehr zustimmen, so Niedermeier.
Für ihn zeige die Sache wieder einmal "das nachbarschaftliche Denken
auf, das wir schon seit Jahren kennen" und das nicht von Rücksicht
geprägt sei. bec
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Gemeinderat Olching 28.07.1992
Erklärung des Ersten Bürgermeisters zur Süd-West-Umgehung
Eine heutige positive Entscheidung des Gemeinderats zur Süd-West-Umgehung
(bis zur St 2345 Richtung Gröbenzell) ist für mich ein Pyrrhus-Sieg.
Denn entweder wird das Streben nach dieser Umfahrung der größte
Flop in der Geschichte Olchings mit der entsprechend tiefgreifenden
Enttäuschung bei den Betroffenen, weil sich - bei einer Planungs-
und Realisierungsdauer von ohnehin 10-15 Jahren - herausstellt,
daß die ortsferne Trasse nicht durchsetzbar sein wird oder als Stummel
bis zur Roggensteiner Straße bestehen bleibt mit der Folge, daß
sich auf den betroffenen Straßen kaum was verändert, aber wertvoller
Natur- und Naherholungsraum zerstört wurde und Olching von Straßen
eingekreist (wenigsten in Teilbereichen) bleibt.
Oder der Beschluß erweist sich als die Büchse der Pandora, die
bekanntlich alles Übel gebracht hat, was auch die Befürworter der
Umgehung nicht wollen, mit letztlich einem Sieger, nämlich die Gemeinde
Emmering, die dann allen Verkehr an den Häusern von OIching vorbeischickt,
das Gewerbegebiet kräftig erweitert und letztendlich die alleinigen
Vorteile einheimsen wird.
Deshalb komme ich zu diesen Schlüssen:
Nach dem Bundes- und Landschaftsschutzgesetz und der Bayer. Verfassung
haben die Natur und Landschaft Vorrang. Entgegen einem weit verbreiteten
Irrtum geht es seit der Neufassung nicht mehr um bloßes Abwägungsmaterial.
Dies ist auch so richtig, weil Natur und Landschaft unstrittig unsere
Lebensgrundlagen sind und nicht z.B. das künstlich geschaffene Auto.
Dementsprechend heißt es in den Vorschriften: Der Verursacher einer
Maßnahme - hier das Straßenbauamt München - die einen Eingriff in
Natur und Landschaft bedeutet, ist zu verpflichten, vermeidbare
Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft zu lassen. Die Planung
hat also schritt- und stufenweise gemäß der Verhältnismäßigkeit
zu erfolgen.
Das heißt in unserem Falle: Nach der Umweltverträglichkeitsstudie
ist die Trasse diesseits des Starzelbaches, also ortsnah, konfliktschwächer.
Jenseits wird eine Trasse grundsätzlich aus naturschutzfachlicher
Sicht abgelehnt.
Die Forderung nach einer ortsfernen Trasse kann nun zwei Folgen
haben:
- Im Raumordnungsverfahren wird diese Trasse wegen Verstoßes
gegen die vorrangigen Grundsätze des Naturschutzgesetzes abgelehnt,
u.a. weil ja ein aus Natur- und Landschaftssicht konfliktfreierer
Bereich östlich (ortsnah) des Starzelbaches möglich ist, also
ein Eingriff westlich vermeidbar ist, zumal die ortsnahe Trasse
laut Studie und Straßenbauamt so gewählt werden kann, daß die
geltenden Lärmgrenzwerte ohne Lärmschutz eingehalten werden können.
Also diese Lösung auch billiger käme (weniger Landschaftsverbrauch,
keine Brücke über die Starzel). In diesem Falle kann das Straßenbauamt
das Vorhaben ganz aufgeben, da nicht durchsetzbar, weil zu den
vorhin genannten Punkten auch keine ausreichende Rechts-Grundlage
für Enteignungen geschaffen werden kann, weil auch die Grundstückseigentümer,
die gegen die Trasse sind, sich auf den Verhältnismäßigkeitsgrundsatz
und die konfliktfreiere Trassenvariante berufen können.
- Oder: Das Straßenbauamt wählt die ortsnahe Trasse, weil die
Gemeinden Olching und Emmering eine Umfahrung im Prinzip wollen,
wobei sich Emmering beide Optionen offen hält. Die Trasse kann
sogar gegen den Widerstand von Olching unter Umständen durchgesetzt
werden. Folge wäre: Olching bekommt einen ortsnahen Ring, den
keiner will, wird von allen Seiten beschallt, riegelt sich von
seiner Umgebung ab. Für mich eine erhebliche Verschlechterung
der Lebenssituation in Olching. Der lachende Dritte wäre die Gemeinde
Emmering, die sich auf Kosten von Olching nicht nur saniert, die
Situation zwischen Emmering und Fürstenfeldbruck auf Olchinger
Gebiet verschiebt und sich ohne Probleme gewerbemäßig vergrößern
kann, während unsere Bewohner die Schadgase der dann zunehmenden
LKWs einatmen dürfen.
Deshalb mein Standpunkt:
- Schließung des Tangentenvierecks (A 8, A 99, B 471, B 2) wie
es auch im Regionalplan vorgesehen ist. Denn ohne Tangentenviereck,
das bis 1997 fertiggestellt sein soll, wird sich bei einer Olchinger
Vorleistung der Verkehr umorientieren und die Belastung in und
um Olching zunehmen. Dies umso mehr, wenn sogar eine Autobahngebühr
eingeführt werden sollte.
- Keine Erweiterung der Straßenkapazitäten in und um Olching,
im Gegenteil: Rückbau, um den Verkehr zu verlangsamen und zu vermindern.
Alle relevanten Maßnahmen wurden beschlossen (Verengung der Fahrbahnen,
- auch der Staatsstraßen - Radwegstreifen im Ort, Überquerungshilfen,
LKW-Nachtfahrverbot). Die Ausführung kann uns innerhalb von vier
Jahren gelingen. Mit der Schloßstraße in Esting kann schon im
Herbst 1992, spätestens im Frühjahr 1993 begonnen werden.
- Stärkung des ÖPNV. Die Zeichen stehen gut. Ein ÖPNV-Gesetz ist
in Vorbereitung. Der Streit zwischen Bund, Ländern und Kommunen
um den Finanzanteil des Bundes dürfte im Jahre 1993, ausgestanden
sein. In der gesamten Region München hat sich die Erkenntnis und
das Bewußtsein durchgesetzt, daß - wegen der Verflechtungen -
gemeinsam der ÖPNV attraktiver gestaltet werden muß. Auch dies
kann in bis zu 6 Jahren weitgehend verwirklicht werden.
Zusammenfassend will ich sagen: Ich will eine Lösung, die unseren
Lebensraum nicht weiter beschädigt, sondern mittel- und langfristig
den Individualverkehr mindert, weil die Menschen hier und anderswo
in der Region die Alternativen ÖPNV, Radwege nutzen. Es ist für
mich ein Phantom, zu glauben, daß durch Umgehungsstraßen der lnnenraum
sozusagen leer gefegt wird.
Leerere Straßen im Inneren wurden übrigens von den eigenen Bürgerinnen
und Bürgern wieder zum Autofahren benutzt, weil man jetzt ja wieder
fahren kann.
Setzen wir also auf ein menschen- und nicht autogerechtes Olching.
Olching, den 28. Juli 1992
Ewald Zachmann
Erster Bürgermeister
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SZ v. 03.07.92
Bürgerversammlung zur Ortsumgehung:
Die Gemeinde bleibt in zwei Lager gespalten
Abstimmung ergibt Mehrheit gegen Trasse westlich des Starzelbachs
/ Schlagabtausch der Interessenvertreter
Olching - Mit einem Erfolg für den amtierenden Rathauschef
Ewald Zachmann endete die Bürgerversammlung zur Südwestumgehung
Olching. Von den anwesenden Bürgerinnen und Bürgern votierten 195
gegen den Bau einer Trasse westlich des Starzelbachs, 118 Teilnehmer
sprachen sich für diese Variante aus, acht enthieIten sich der Stimme.
Für eine ortsnahe Trasse östlich des Starzelbachs, die in der jüngsten
Umweltverträglichkeitsstudie empfohlen wird, votierte keiner der
Zuhörer.
Von Christiane Funke
Bei nahezu subtropischen Temperaturen in der TurnhaIIe der Schule
an der Martinstraße erhitzten sich die Gemüter der rund 600 Anwesenden
über das Thema Nummer eins in Olching. Am Podium hatten Alfred Schauer
und Andreas Troltsch vom Bauamt der Gemeinde sowie Bürgermeister
Ewald Zachmann und Helmut Siebrand, Gutachter des Ingenieurbüros
Schaechterle, PIatz genommen. In seinem Resümee über die Diskussion
zur Umgehung seit der Aufstellung des Ortsentwicklungsplans vor
zwölf Jahren und des Flächennutzungsplans führte der Rathauschef
die Ergebnisse der verschiedenen Gutachten ins Feld. Bereits 1982
stellten die Gutachter des Büros Eichenauer fest, daß der Löwenanteil
des Verkehrs Ziel- und Quellverkehr ist, während der reine Durchgangsverkehr
nur zwischen sieben und 24 Prozent beträgt.
Spätere Expertisen bestätigten dieses Ergebnis. So konstatierten
die Gutachter des Büros Schaechterle in einer Studie über das gesamte
Tangentenviereck von 1984, daß der Durchgangsverkehr nur 26 Prozent
des gesamten Aufkommens beträgt. Davon entfallen zwölf Prozent auf
den Lkw-Verkehr. der wieder zu zwei Dritteln aus Ziel- und Quellverkehr
besteht. Von Anfang an waren sich deshalb der Landkreis und die
Gemeinden Gröbenzell, Olching, Puchheim und Eichenau laut Zachmann
einig, daß vor neuen Überlegungen erst mal das Tangentenviereck
geschlossen werden soll; Dies sei auch die derzeitige Beschlußlage
im Gemeinderat. Zachmann erinnerte ferner an die Warnung des Schaechterle-Büros,
im Innenraum vor der Schließung des Tangentenvierecks eine Schleuse
zu schaffen, da der Verkehr dort später nicht mehr herauszubringen
sei. Die Verkehrslawine der 21 200 Einwohner zählenden Gemeinde,
in der mittlerweile 13 363 Fahrzeuge angemeldet sind, will der Rathauschef
mit Konzepten für den Ausbau des ÖPNV und verkehrsberuhigenden Maßnahmen
im Ort stoppen.
Auch die Befürworter einer Südwestumgehung betonten die Notwendigkeit
dieser Maßnahmen. Georg Lämmle von der Interessengemeinschaft Ortsumgehung
Olching betonte hingegen mit Blick auf das ständige Wachstum der
Gemeinde auch die Notwendigkeit einer Trasse westlich des Starzelbachs.
Eine Variante. die ortsnah verläuft, wie sie das Straßenbauamt in
einem Umweltverträglichkeitsgutachten im März empfohlen hat, lehnt
das Gremium nach den Worten Lämmles allerdings ab. "Natürlich müssen
wir Natur opfern, aber das ist uns voll bewußt", merkte Lämmle an.
Sein Kontrahent von der Bürgerinitiative Ortsentwicklung, Friedrich
Belzner, betonte, daß er im Gegensatz zu seinem Vorredner kein berechtigtes
Interesse der Nachbargemeinde Emmering an einer Ortsumgehung sehe:
"Das Anliegen der Monsterfirma Sommer, so ihre Probleme vor unserer
Haustür zu lösen, halte ich nicht für gerechtfertigt", wandte der
Sprecher ein. Belzner und Bertram Zollitsch vom Bund Naturschutz
verwahrten sich ferner gegen die Argumentation "Menschenschutz sei
möglich mit Maßnahmen, die die Natur zersetzen". Belzner empfahl,
beim Ziel- und Quellverkehr anzusetzen, den eine Umgehungsstraße
nicht reduzieren könne. Eine Entlastung der lärmgeplagten Bürger
verspricht sich der Referent nur von zusätzlichen Parkplätzen außerhalb
des Ortszentrums, einem Ausbau des ÖPNV, mehr Radwegen und dem Lkw-Nachtfahrverbot.
"Wir sollten nicht vor der Tatsache kapitulieren, daß die Münchner,
Roggensteiner und Fürstenfeldbrucker Straße Staatsstraßen sind,
die solche Maßnahmen nicht zulassen", mahnte Belzner. Sie sei es
leid, "den Fußabstreifer für den Verkehr einer ganzen Region zu
spielen", echauffierte sich Maria Hartl von der Interessengemeinschaft
Ortsumgehung. "Wir verlagern den Verkehr auf eine ortsferne Trasse,
Sie auf ein paar Hauptdurchgangsstraßen, indem Sie die Nebenstraßen
beruhigen", warf die Anliegerin der Fürstenfeldbrucker Straße den
Freien Wählern im Gemeinderat vor. Frau Hartl, die zu einer Gedenkminute
für die tödlich Verunglückten auf der Fürstenfeldbrucker Straße
aufgerufen hatte, hielt Günther Scheiter von der Bürgerinitiative
Ortsentwicklung entgegen, die Unfallgefahr werde durch eine Umgehungsstraße
nicht gemindert, sondern gesteigert. Helmut Siebrand, Mitarbeiter
des Schaechterle-Büros, machte geltend, daß durch eine Ortsumgehung
einige Gemeinden entlastet würden, die Gemeinde Eichenau aber zum
Beispiel zusätzlich rund 1300 Fahrzeuge aufnehmen müßte. Für eine
hörbare Reduzierung des Geräuschpegels muß der Verkehr laut Siebrand
halbiert werden.
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FFB Tagblatt v. 03.07.1992
Emmering Sieger
Kommentar von Barbara Wimmer
Nach unschönen Scharmützeln im Vorfeld ist die Schlacht nun geschlagen,
der Sieger heißt eindeutig Emmering und wie blau das Auge für Olching
wird, bleibt abzuwarten. Zunächst sehen die Umgehungsstraßen-Verfechter
die Zukunft durch die rosarote Brille und die ersehnte Trasse gar
nicht, denn sie wird ja fern der Bebauung jenseits des Starzelbachs
verlaufen. So meinen sie. Daß das Prinzip der Umweltverträglichkeit
für viele Politiker nur dann hochgehalten wird, wenn gerade kein
konkretes Projekt im Gespräch ist, wurde am Dienstag deutlich. Es
wird schon als Unverschämtheit gewertet, wenn eine Partei an Aussagen
in ihrem Wahlprogramm erinnert wird, das erst zwei Jahre alt ist
und somit nicht gänzlich überholt sein kann. Möglicherweise war
damals eben noch eine andere HaItung opportun, und das scheint sich
- unüberhörbar die Forderung einer Bürgergruppe - jetzt geändert
zu haben. Politiker sind; einer altmodischen Auffassung zufolge,
Bürgerwillen mit realistischen gesetzlichen Möglichkeiten in Einklang
zu bringen. Das kann auch unangenehm sein. Bei der Bürgerversammlung
gab es so gut wie keine Befürworter für eine "ortsnahe Trasse".
Insofern muß man Erwin Dobner dafür Hochachtung zollen, daß er diese
unpopuläre Trasse als höchstes Zugeständnis ansah und nicht, dem
"VoIk aufs Maul schauend" (wie Josef Kistler formuliert hatte) mit
der Mehrheit forsch gen Westen ins Landschaftsschutzgebiet marschierte.
Im Raumordnungsverfahren werden die Aussagen des Umweltverträglichkeitsgutachtens
gegen Aussagen der Träger öffentlicher Belange abgewogen. Zwar sticht
das Naturschutzargument nicht unbedingt alle anderen Aspekte, aber
bedingt.
Ein rechtskräftiger Bebauungsplan für das Gebiet einer östlichen
Variante oder gravierende Einwände des Wasserwirtschaftsamtes wären
etwa Gegenanzeigen für die naturverträglichere Trasse. Die Stunde
der Wahrheit ist also sehr wahrscheinlich nur vertagt, spätestens
nach dem Raumordnungsverfahren werden die Räte endgültig vor die
Wahl gestellt: Osttrasse oder keine. Wissentlich oder unwissentlich
hat sich der Rat einen kleinen Aufschub verschafft, sich über die
Folgen einer Umgehung klar zu werden - nicht nur für Olching, sondern
auch für Eichenau und Puchheim.
Für Emmering könnte sich der Gewinn freilich noch erhöhen, wenn
die Gemeinde ihr Gewerbegebiet nicht nur an Olching vorbei, sondern
sogar auf dem Gebiet der Nachbarkommune erschließen darf. Weil die
Straße zur Entlastung der Brucker und Roggensteiner Straße ohnehin
so gut wie untauglich ist, müssen hier schnell andere Lösungen gefunden
werden. Nach dem aufreibenden Kampf für das falsche Ziel sind sonst
die Anlieger auf jeden Fall die Verlierer.
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Flugblatt der Bürgerinitiative OEP Olching
v. 16.03.1983
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger!
Im November 1982 wurde der neue Ortsentwicklungsplan (OEP) für
Olching der Öffentlichkeit zum ersten Mal vorgestellt. Gegen wesentliche
Punkte dieser Planung bildete sich unter den Olchinger Bürgern heftiger
Widerstand, der sich in zahlreichen spontanen Unterschriftenaktionen
artikulierte. Um die darin zum Ausdruck gebrachten Einwände und
Anregungen bei der weiteren Planung der Gemeinde gegenüber effektiver
vertreten zu können, hat sich eine Bürgerinitiative "OEP Olching"
gebildet.
Ihre Aktivität umfaßt vor allem folgende Punkte:
- Sie bemüht sich, durch konstruktive Vorschläge an einer für
alle Bürger erfreulichen Entwicklung der Gesamtgemeinde Olching
mitzuwirken.
- Sie wendet sich daher gegen die vorgesehene Umstrukturierung
des natürlich gewachsenen Ortsgefüges.
- Sie bestreitet die Notwendigkeit der äußeren Verkehrserschließung.
- Sie wendet sich gegen die geplante Trassenführung einer Hauptverkehrs-
bzw. Umgehungsstraße unmittelbar an Wohngebieten vorbei mit den
dafür notwendigen Lärmschutzmaßnahmen bzw. durch Wohngebiete hindurch,
in denen Lärmschutzmaßnahmen nicht mehr möglich sind.
- Sie lehnt die vorgesehenen Anschlüsse an die B 471 in Neuesting
(Palsweiser Knoten) und Geiselbullach ab.
- Sie richtet sich gegen die geplante überdimensionale Ausweitung
von Gewerbegebieten an der Roggensteiner Straße bzw. am Olchinger
See, die verkehrsmäßig äußerst ungünstig liegen.
- Sie befürchtet, daß sich aus einer einseitigen Vorleistung
der Gemeinde Olching für die bis jetzt noch umstrittene überregionale
Verkehrsführung (Tangentenviereck) nachteilige Folgen für die
Gemeinde ergeben.
Wie Sie aus verschiedenen Mitteilungen in der Presse entnehmen
konnten, haben in der Zwischenzeit Gespräche zwischen der Gemeinde
und Vertretern der Bürgerinitiative stattgefunden. Die Gemeinde
wird in der nächsten Zeit Ortsteilversammlungen zur Ortsentwicklungplanung
in den einzelnen Gemeindebereichen abhalten,
für Olching am Mittwoch, den 23. März 1983. 19.30 Uhr in der Aula
der Grundschule an der Martinstraße,
für Neu-Esting am 13. April 1983 und für Geiselbullach am 20. April
1983.
Entgegen anderslautender Presseberichten ist die Gemeinde bis
jetzt noch in keinem Punkt von der im November1982 vorgestellten
Planung abgerückt.
Sie macht eventuelle Änderung der Planung vom Ergebnis dieser
Ortsteilversammlungen und von weiteren Gesprächen mit der Bürgerinitiative
abhängig.
Es ist daher notwendig, daß möglichst viele Bürger an diesen Versammlungen
teilnehmen. Da die Arbeit der Bürgerinitiative nur dann effektiv
sein kann, wenn sie von einer großen Zahl von Bürgern getragen wird,
möchten wir Sie bitten,
a) an diesen Versammlungen teilzunehmen und
b) durch Ihre Unterschrift zu bestätigen, daß Sie die Bürgerinitiative
unterstützen.
Bringen Sie bitte diesen Zettel mit den Unterschriften möglichst
vieler volljähriger Bürger zu den Versammlungen mit. Sollten Sie
an der Teilnahme verhindert sein, geben Sie bitte die Unterschriften
einem Bekannten mit oder lassen Sie sie einem der Unterzeichner
zukommen.
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