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SZ v. 29.04.2000
"Tangenten-Viereck muss vollendet werden"
Olchinger Initiative startet Bürgerbegehren
Verzicht auf Umgehungsstraßen / Zusammenschluss
aus Freien Wählern, Grünen und Parteilosen
Von Anselm Roth
Olching - Die "Bürgerinitiative Ortsentwicklung Olching"
hat ein Bürgerbegehren gestartet mit dem Namen "Das bessere Verkehrskonzept
Olching". Die Initiatoren, eine Mischung aus Freien Wählern, Grünen,
Bund Naturschutz und Parteilosen wollen vor allem den Bau von zwei
Umgehungen (im Südwesten und im Süden Olchings) verhindern.
Bei der Pressekonferenz im Hotel Schiller sah man gestern viele
bekannte Gesichter: von den Freien Wählern Ewald Zachmann und Michael
Leonbacher, der Gemeinderat Thomas Kaiser von den Grünen, die Bund-Naturschutz-Ortsvorsitzende
Dorothea Kobler sowie einige Mitglieder der besagten Bürgerinitiative,
darunter Sprecher Nikolaus Rieber.
"Der überregionale Durchgangsverkehr soll so weit wie möglich am
Außenrand des Landkreises über das sogenannte Tangentenviereck A99
/ A8 / B471 / B2 geführt werden", stellte Rieber den Kernpunkt des
Verkehrskonzeptes vor, das eine Verwirklichung weitgehend außerhalb
der Gemeindegrenzen erfahren würde. Das Tangentenviereck, seit vielen
Jahren ein Schlagwort in der Verkehrsdiskussion, ist weitgehend
fertig: Die A 99 wird nach einer Entscheidung des Bundesverkehrsministers
doch gebaut, und die, so forderte Rieber, "geeignete Verbindung
der B 471 mit der B 2" zur Komplettierung des Vierecks ist an die
Adresse Brucks gerichtet: Die Initiative verlangt indirekt die sogenannte
Deichenstegtrasse.
Die Hauptforderung des Konzepts ist aber der Verzicht auf die Südwestumgehung
Olching und die Anbindung an das Gewerbegebiet. Durch die Schließung
des Vierecks würde nämlich der Durchgangsverkehrs, auch Schwerlastverkehr,
durch Olching abnehmen, die Umgehungen überflüssig, meinte Zachmann.
Darum beginnen die Initiatoren mit dem Sammeln von Unterschriften
- man will bis 25. Mai rund 1400 Stück (acht Prozent der Olchinger
Wahlberechtigten) zusammen bekommen und dem Gemeinderat vorlegen.
Dieser wird dann wohl Abstand davon nehmen, in der Sitzung an dem
Tag über die Anbindung endgültig zu entscheiden. Wenn die erforderlichen
Unterschriften gesammelt sind, dann ist der Weg frei für den Bürgerentscheid.
In einer ersten Stellungsnahme hat der CSU-Gemeinderat Karl Wacker
(er fordert seit Jahren ein Gesamtverkehrskonzept für Olching eine
"Gegenoffensive" der Opposition angekündigt: "Schließlich haben
wir eine Gemeinderatsmehrheit für die Südwestumgehung". Zachmann
nannte er "den verkehrspolitischen Lügenbaron der Gemeinde Olching".
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FFB Tagblatt v. 29.04.2000
Bürgerbegehren gegen Umgehung gestartet
Initiative braucht in Olching 1400 Unterschriften
Olching (dik) - In drei Wochen wollen die Gründer des Bürgerbegehrens
"Das bessere Verkehrskonzept für Olching" knapp 1400 Unterschriften
sammeln. Am Freitag haben sie ihr Vorhaben der Presse vorgestellt,
am Samstag beginnen sie mit dem Unterschriften-Sammeln und dann
haben sie es eilig. Sie müssen die Listen nämlich vor dem 25. Mai
an Bürgermeister Siegfried Waibel weiterreichen.
Grund der Eile ist die Tagesordnung der nächsten Gemeinderats-Sitzung.
Die Verantwortlichen für das Bürgerbegehren um Nikolaus Rieber befürchten,
dass an diesem Abend unumkehrbare Beschlüsse zur Südwestumgehung
und deren Verlängerung ins Gewerbegebiet gefasst werden. Genau diese
Straße soll das Bürgerbegehren nun verhindern. "Die Gemeinde Olching
fordert das Straßenbauamt auf, die Südwestumgehung bis zur Fertigstellung
des Tangenten-Vierecks nicht weiter zu verfolgen", heißt es deshalb
im Text des Bürgerbegehrens. Die Gemeinde soll zudem das Verfahren
zum Bau der Verlängerung einstellen.
Doch die Verantwortlichen beteuern, dass es ihnen um mehr gehe.
Es müsse ein Verkehrskonzept für ganz Olching gefunden werden. Deshalb
beinhaltet das Begehren eine weitere Forderung: Auf der Schloß-
und Dachauer Straße soll das Tempo auf 40 Stundenkilometer begrenzt
werden. Eine weitere Forderung nach Verbesserung des Bus-Systems
durch den Landkreis bleibt vage.
Michael Leonbacher, Vorsitzender der Freien Wähler Olching (FWO),
räumt ein, dass auch die Initiative derzeit keine Antwort auf alle
Verkehrsprobleme in Olching habe. Vordringliches Ziel sei es deshalb,
eine "falsche Entwicklung" zu verhindern. Doch dies sei schließlich
Aufgabe des Gemeinderates. FWO-Fraktionschef Ewald Zachmann hofft,
dass sich im Wahlkampf zu einem Bürgerentscheid im Herbst eine große
Diskussion um die Verkehrsplanung in der Gemeinde entwickelt.
Sechs Gruppen unterstützen das Bürgerbegehren. Außer den Freien
Wählern sind dies Grüne und ÖDP sowie die Bürgerinitiative Ortsentwicklung,
der Bund Naturschutz und die Mütter gegen Atomkraft. Die Helfer
sind ab sofort in der Gemeinde unterwegs, um Unterschriften zu sammeln.
Geplant sind außerdem jeden Samstag Info-Stände in der Hauptstraße.
Wenn bis Mitte Mai genug Unterschriften zusammenkommen, muss der
Gemeinderat über die Rechtmäßigkeit des Bürgerbegehrens urteilen.
Innerhalb von sechs Monaten sind anschließend die Wähler aufgefordert,
mit Ja oder Nein abzustimmen. Für einen Erfolg reicht die Mehrheit
der Stimmen nur dann aus, wenn mindestens 20 Prozent der Wahlberechtigten,
das sind in Olching etwa 3300, mit Ja stimmen.
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SZ v. 29.04.2000
Straßen lösen keine Probleme
Kommentar von Martin Bernstein zu den Diskussionen über Straßenverkehrsprobleme
im Landkreis
Bürgerproteste gegen Umleitungen, Bürgerbegehren gegen Umgehungen
Verkehrsprobleme allerorten. Die Diskussionen dieser Tage beweisen
vor allem eins: Straßen lösen keine Verkehrsprobleme, sie verlagern
sie bestenfalls, schlimmstenfalls produzieren sie zusätzlichen Verkehr.
Die Schlüsselrolle bei der Lösung von Verkehrsproblemen haben nicht
irgendwelche Behörden - sie kommt allen Bürgern zu. Ohne die Wachsamkeit
der Türkenfelder und Moorenweiser wäre die amtliche Umleitungsempfehlung
vermutlich zum großangelegten Chaos geraten; das Landratsamt hat
die Bürgerproteste aufgegriffen und für eine, so ist zu hoffen,
erträgliche Lösung gesorgt.
Andernorts formieren sich Bürger, weil in ihnen die Erkenntnis
reift, dass mehr Straßen nicht unbedingt weniger Autos pro Straße
bedeuten (und wohl auch, weil der Verkehr vor der eigenen Haustüre
immer der schlimmste ist).
Gefordert ist aber auch ein generelles Umdenken: Wir alle müssen
unser Fahr- und Freizeitverhalten überprüfen. So manches Ziel lässt
sich mit der Bahn erreichen. Theoretisch zumindest.
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Mitteilungsblatt der Gemeinde Olching v.
Freitag, 10. März 2000
Zur Sonder-Bürgerversammlung
Liebe Olchingerinnen, liebe Olchinger,
die Sonderbürgerversammlung zum Thema "Anbindung der Südwestumgehung
an das Gewerbegebiet" sowie die zahlreichen Leserbriefe und Presseerklärungen
haben mich dazu bewogen, auch aus meiner Sicht nochmals Stellung
zu beziehen.
- (...).
- Nach entsprechender Vorbereitung der Planung mit zwei Varianten
und der damit im Zusammenhang stehenden Verkehrsprognosen der vorhandenen
Straßen und auch der geplanten Südwestumgehung wurde die Bürgerversammlung
beschlußgemäß vorbereitet und durchgeführt.
- Hierbei wurde von mir darauf geachtet, dass alle Teile der Bevölkerung
gleichermaßen informiert wurden.
- Ebenso erfolgte die Einladung über die Presse, über Plakate,
über Aushänge in Form von amtlichen Bekanntmachungen und über eine
eigene Postwurfsendung an alle Olchinger Haushalte und damit an
alle Bürgerinnen und Bürger gleichermaßen.
(...).
Doch nun ein paar Bemerkungen zu meiner persönlichen politischen
Einstellung, was den Bau von Umgehungsstraßen betrifft:
"Weiteren Straßenbaumaßnahmen im freien Gelände stehen die Freien
Wähler Olching und Ihr Bürgermeister skeptisch gegenüber. Der Verkehr
in Olching ist im Wesentlichen zu 70 % vom Ziel- und Quellverkehr
geprägt. Deshalb ist die von manchem erhoffte Entlastungsfunktion
einer Südwestumgehung, die zudem im Eichenauer Raum nicht fortgesetzt
werden kann, sehr kritisch zu beurteilen. Anerkannte Verkehrsexperten
warnen eindringlich davor, vor der Schließung des weiträumig umleitenden
Tangentenvierecks gravierende straßenbauliche Eingriffe in dessen
Innenbereich vorzunehmen. Diese Straßen würden vor allem überörtliche
Funktionen übernehmen. Solange die B 2 keine Umfahrung von Fürstenfeldbruck
besitzt, wird dann ein Teil dieses Verkehrs zusätzlich in den Olchinger
Raum fließen und anstelle der von einigen erhofften Entlastungseffekte
zusätzliche Verkehrsströme mit sich bringen und Mehrbelastungen
erzeugen." (Zitat aus dem '96er Wahlprogramm der FWO.)
Mit der Weiterführung der Südwestumgehung entweder als Gewerbegebietsanschluss
oder gar als direkten Anschluss an die verlängerte Münchner Str.
wird diese negative Verkehrsverlagerung nochmals verstärkt. Alle
Verkehrsprognosen der Vergangenheit waren bereits nach einem Drittel
des Prognosezeitraumes überholt, weil die Verkehrsentwicklung jeweils
größer war als die Vorschau.
Ich sehe voraus, dass der entstehende Freiraum durch Entlastungen
(wenn es die überhaupt geben sollte), die durch eine oder mehrere
Umgehungsstraßen entstehen, sofort wieder aufgefüllt werden. Damit
entsteht innerorts keine Entlastung, jedoch zusätzlich eher neuer
Verkehr am südlichen und westlichen Ortsrand. Dies hat zur Folge,
dass unwiederbringbar Natur und Erholungsflächen zerstört werden
und Olching in ein Verkehrskorsett eingezwängt wird.
Ich kann und will als Bürgermeister nicht dafür die Verantwortung
tragen, dass künftig alle Olchingerinnen und Olchinger auf der Mittelinsel
eines großen Kreisverkehrs leben müssen.
In diesem Sinne
Ihr
Siegfried Waibel
Erster Bürgermeister
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SZ v. 4. März 2000
Die "Bürgerinitiative Ortsentwicklung Olching"
wehrt sich
Notfalls ein Bürgerbegehren
Gegen die Anbindung des Gewerbegebietes / Unabhängigkeit betont
Von Claudia Henzler
Olching - Auch wenn eine große Mehrheit auf der Sonderbürgerversammlung
gegen die Anbindung des Gewerbegebietes an die Südwest-Umgehung
gestimmt hat - die Bürgerinitiative Ortsentwicklung Olching sieht
deshalb keinen Grund zum Aufatmen. Denn ob sich die Mehrheit der
Gemeinderatsmitglieder vom Wunsch der Bürgerversammlung leiten lässt,
ist mehr als fraglich. So versuchen die Umgehungsgegner weiter,
Überzeugungsarbeit zu leisten. Dabei geht es momentan nicht nur
um Argumente für und wider die geplante Anbindung. Die Bürgerinitiative
sieht sich auch in der Situation, sich gegen "falsche Anschuldigungen"
wehren zu müssen. Es geht dabei hauptsächlich um Leserbriefe, in
denen die Bürgerinitiative mit der FWO gleichgesetzt wurde. Die
CSU hatte außerdem die Bürgerversammlung als "Wahlveranstaltung
der FWO" bezeichnet.
Die 1982 gegründete Bürgerinitiative legt Wert auf die Feststellung,
dass sie" an keine Partei oder Gemeinderatsfraktion gebunden" sei.
Dem "losen Zusammenschluss von Bürgern" gehörten Wähler und Mitglieder
verschiedener Parteien an. Natürlich seien Freie Wähler und Grüne
in dieser Frage den Zielen der Bürgerinitiative näher, trotzdem
arbeiteten auch CSU- und SPD-Mitglieder in der Initiative mit. Sie
erfülle eine "völlig überparteiliche Funktion", betont Günter Scheiter.
Scheiter ist einer von mehreren Sprechern der BI, gehört nicht den
Freien Wählern an und hatte bereits auf der Bürgerversammlung die
BI vertreten. Anders als Scheiter ist Doris Liedl-Doll erst seit
kurzem im Kreis der Bürgerinitiative dabei. Sie habe sich erst durch
die Bürgerversammlung aufgerufen gefühlt, ihre Meinung stärker zu
vertreten, sagt sie. Deshalb ärgere es sie besonders, nun politisch
in eine bestimmte Ecke gestellt zu werden.
Auch Lothar Karsch, der eigentlich dem Arbeitskreis Verkehr zur
Agenda 21 angehört, suchte erst nach der Bürgerversammlung engeren
Kontakt zur Bl. Über die - ebenfalls aus den Reihen von CSU und
der Interessengemeinschaft Ortsumgehung Olching - geäußerte Kritik,
die Umgehungsgegner hätten durch ihr zahlreiches Auftreten in der
Bürgerversammlung die Befürworter erschreckt, schüttelt man in der
Bürgerinitiative ungläubig den Kopf. Schließlich wurden zu Beginn
der Veranstaltung Zettel verteilt und die Bürger aufgefordert, ihre
Wortmeldungen anzumelden. "Jeder hätte sich zu Wort melden können",
sagt Barbara Schlenker. Und das ganz am Anfang der Versammlung,
als die Mehrheitsverhältnisse noch gar nicht klar waren. Niko Rieber
(ebenfalls nicht Mitglied der FWO) ergänzt: "Wer die Straße unbedingt
will, kommt auch zur Bürgerversammlung und bringt seine Argumente
vor".
Etwas Hoffnung, dass ihre Argumente doch noch Gehör bei einer
Mehrheit des Gemeinderates finden, haben die Umgehungsgegner übrigens
seit kurzem. Denn der neu gewählte SPD-Ortsvorsitzende hat sich
entschieden gegen die Umgehungen ausgesprochen. Parteigenosse Georg
Steer hatte den "Juso" allerdings sofort zurechtgestutzt, dass sich
die Fraktion davon eher nicht beeinflussen lassen werde. Sollte
sich der Gemeinderat für die Anbindung an das Gewerbegebiet entscheiden,
schließt die Bürgerinitiative ein Bürgerbegehren zumindest nicht
völlig aus. "Das wäre das letzte Mittel", sagt Scheiter. Lieber
wäre ihm aber, die Olchinger Gemeinderäte auch ohne Bürgerentscheid
mit ihren Argumenten zu überzeugen.
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SZ v. 18.02.2000
Ein klares Nein zur neuen Umgehung
Beide Varianten abgelehnt
Olching (op)
Eine Mehrheit der Olchinger ist - wenn es nach dem Ergebnis der
Sonderbürgerversammlung geht - dagegen, die geplante Südwest-Umgehung
ins Gewerbegebiet zu verlängern. Nach über dreistündiger Diskussion
stimmten 180 Bürger (bei nur 30 Gegenstimmen) dafür, keine der beiden
vom Gemeinderat vorgeschlagenen Trassen weiter zu verfolgen. Mit
ähnlich großer Mehrheit wurde allerdings auch ein Antrag angenommen,
nach dem eine weitere Planung so lange "zurückgestellt" werden soll,
bis das "Tangenten-Viereck" um den östlichen Landkreis geschlossen
ist. In einem weiteren Beschluss wird der Gemeinderat sogar aufgefordert,
bis zur vollendeten Tangente überhaupt keine Umgehungsstraße zu
bauen. Damit wäre auch die bereits beschlossene Südwest-Umgehung
hinfällig.
Die zu Beginn der Versammlung knapp 400 Menschen in der Turnhalle
Heckenstraße erlebten eine sehr emotional geführte Debatte mit zahlreichen
Wortmeldungen. Fast zwei Stunden lang kamen praktisch nur Gegner
einer "Südostumgehung" zu Wort. Zwei Vertreter der "Bürgerinitiative
Ortsentwicklung" als erste Redner durften sogar eine Art Referat
von 15 Minuten Dauer halten.
Tenor: Die "grüne Lunge" im Süden der Gemeinde würde "unwiderruflich"
zerstört, die Umfahrung sei überteuert und würde ohnehin an den
Klagen von Grundstückseigentümern oder der Nachbargemeinde Gröbenzell
scheitern, die "bis zur obersten Instanz" streiten wolle. Vor allem
aber bringe der neue Straßenring nur für einzelne Verkehrswege wirkliche
Entlastung. Das Zentrum Olchings und vor allem einige als Schleichwege
genutzte Nebenstraßen würden weit mehr Verkehr aufnehmen müssen
als bisher.
Viele Bürger stellten sich als Betroffene vor, entweder aus der
Nähe einer möglichen Gewerbegebiets-Anbindung (Herbst- und Winterstraße)
oder als Anlieger von Brucker und Roggensteiner Straße. Die Gegner
der Umgehung erinnerten wiederholt an den Ausverkauf der Natur,
aber auch an die heute schon überlastete Johann-Gutenberg-Straße,
die nach Schätzung der Gutachter bis zu 15 000 Autos täglich aufnehmen
müsste.
Die Befürworter der Umgehung plädierten dafür, "weiterhin so großzügig
zu denken wie bisher". Ohne ihre Fortsetzung Richtung Gewerbegebiet
und Gröbenzell mache die Südwest-Umgehung allein weniger Sinn. "Wäre
ich Anwohner in der Winterstraße", bekannte allerdings ein 0lchinger
aus der Roggensteiner Straße, "wäre ich auch gegen die Anbindung."
Die Minderheit der Umgehungs-Anhänger hatte unterschiedliche Ansichten
über den genauen Verlauf der künftigen Straße. Mehrmals wurde der
alte Bahndamm Richtung Gröbenzell als ideale Trasse genannt. Auch
die geplante Schließung der Roggensteiner Straße für den motorisierten
Verkehr galt einigen Rednern als wenig sinnvoll.
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FFB Tagblatt v. 16.02.2000
"Massiv belastet"
Bürgerinitiative wehrt sich gegen die geplante
Umgehung
Olching (dik) - "Das Gebiet um die Winterstraße wird massiv
neu belastet." Mit dieser Begründung wendet sich die "Bürgerinitiative
Ortsentwicklung" gegen die Verlängerung der Südwestumgehung ins
Gewerbegebiet. Wie berichtet, findet zu diesem Thema heute, Mittwoch,
eine Sonderbürgerversammlung statt. Beginn: 19 Uhr in der Turnhalle
an der Heckenstraße.
Die Belastung der Anwohner der Winterstraße sei sowohl bei ortsnaher
als auch bei ferner Trasse zu befürchten, schreiben die Vertreter
der Bürgerinitiative gegen die Umgehung. Die Südumgehung belaste
zudem die Gebiete um Möslstraße und Münchner Straße, weil sie zusätzlichen
überregionalen Verkehr nach Olching ziehe. Eine Entlastung des Ortszentrums
sei dagegen nicht zu erwarten.
Eine Vergrößerung des Gewerbegebietes sei nicht wünschenswert,
argumentieren die Gegner der Umgehung und fügen hinzu, dass die
neue Straße nicht nötig sei, weil überregionaler Schwerverkehr spätestens
nach Anbindung des Autobahnrings A 99 an die Lindauer Autobahn diesen
Weg nehmen werde. Deshalb werde die geplante neue Straße auch von
Gröbenzell und Eichenau abgelehnt. Wie berichtet, schließen die
Gemeinden sogar eine Klage gegen die Olchinger Pläne nicht aus.
"Bei den ohnehin knappen Finanzmitteln der Gemeinde müssten dringende
Ausgaben für den Bau der höchst umstrittenen Straße zurückstehen",
schließt die Bürgeninitiative.
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FFB Tagblatt v. 15.02.2000
"Auf Kosten der anderen"
Naturschützer gegen Südumgehung
Olching (dik) - Der Bund Naturschutz (BN) wendet sich gegen
den geplanten Bau einer Südumgehung in Olching. Anlass ist die bevorstehende
Bürgerversammlung zur Verlängerung der Südwestumgehung ins Gewerbegebiet.
Die Versammlung in der Turnhalle Heckenstraße beginnt morgen, Mittwoch,
um 19 Uhr.
Gerade in einem dicht besiedelten Gebiet wie dem Raum Olching-Gröbenzell-Puchheim-Eichenau
will der Bund Naturschutz den regionalen Grünzug möglichst unangetastet
lassen. "Wir bitten, das Verfahren einzustellen", schreiben BN-Kreisvorsitzende
Christa Spangenberg und Ortsvorsitzende Dorothea Kobler in einem
offenen Brief an die Gemeinde. Sie befürchten erhebliche Eingriffe
in Natur und Landschaftsbild.
Vor allem bei ortsferner Trassenführung wären laut BN zwei geschützte
Biotope, darunter das Taucherholz, gefährdet. Es handele sich um
die letzten so genannten Lohwald-Reste im Landkreis, schreibt der
BN. "Auf Grund ihrer Seltenheit kann die Beeinträchtigung dieser
Lohwald-Reste auch nicht durch Flächen, die bisher landwirtschaftlich
genutzt werden, ausgeglichen werden." Zumindest eines der Biotope
wäre auch bei der ortsnahen Variante gefährdet, glaubt der Bund
Naturschutz.
Die Südumgehung bringe zwar eine Entlastung für die Anwohner der
Roggensteiner Straße, räumt der BN ein, "jedoch nur auf Kosten eines
anderen Wohngebietes. Der Verkehr soll an ein bisher unbelastetes
Wohngebiet heran geführt werden." Spätestens nach Anbindung der
Südumgehung an die Münchner Straße fürchteten zudem auch Gröbenzell
und Eichenau mit Zunahme des Durchgangsverkehrs. Die Naturschützer
verweisen auf die Idee des Tangenten-Vierecks, in das möglichst
wenig überörtlicher Verkehr hinein geleitet werden solle.
Drittes Argument des Bund Naturschutz gegen die Südumgehung ist
die Tatsache, dass es im dicht besiedelten östlichen Landkreis nur
wenige zusammenhängende Erholungs-Flächen gibt. Trotz landwirtschaftlicher
Nutzung diene gerade das Gebiet südlich des Olchinger Gewerbegebietes
"mit dem vorhandenen Feldwege-System, dem aufgelassenen Bahndamm
und den Lohwald-Resten ein beliebtes Naherholungsgebiet für Spaziergänger
und Radler, vor allem für Familien mit kleinen Kindern und für die
ältere Generation". Die Trennung zwischen Gemeinde und freier Landschaft
durch die Umgehungsstraße werde gerade bei der ortsnahen Trasse
verstärkt, weil hier ein Lärmschutzwall erforderlich würde.
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