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Kreisbote vom 28.09.2000
"Systematische Täuschung der Wähler"
Kritik an Umgehungsbefürwortern
Olching (tb) - Als "direkte Absage an die Umgehungsstraßen" werten
Nikolaus Rieber, Michael Leonbacher und Barbara Schlenker vom Bündnis
für Olching das Ergebnis der beiden Bürgerentscheide vom vergangenen
Sonntag. Wenngleich das Quorum nicht erreicht worden sei, hätten
3 000 Bürger für das Konzept des Bündnisses gestimmt.
"Bürgerentscheid zwei war unaufrichtig"
Bürgerentscheid zwei hingegen sei als Sammelbecken für verschiedenste
Erwartungen missbraucht worden, heißt es in einer abschließenden
Erklärung des Bündnisses. Dass die Hauptstraße das zentrale Thema
des Bürgerentscheids zwei war, sei unaufrichtig gewesen. "Puren
Opportunismus" nennen die Vertreter des Bündnisses es, dass Umgehungsstraßen
als Lösung für die Verkehrsprobleme der Hauptstraße präsentiert
worden seien. Die Rede von einer drohenden Verengung der Hauptstraße
bezeichnen Rieber, Leonbacher und Schlenker als "systematische Wählertäuschung".
Dies sei spätestens dann offenkundig geworden, als die Umgehungsbefürworter
nacheinander mehrere Podiumsdiskussionen platzen ließen, zu denen
sie eingeladen waren. "Diese wohl einzigartige Informationsblockade
vor einem Bürgerentscheid führte zu einer großen Verunsicherung
in der Bevölkerung", so das Bündnis für Olching. Dennoch sei es
den Umgehungsbefürwortern nicht gelungen, sich vom Bündnis für Olching
und seinem besseren Verkehrskonzept abzusetzen.
Umgehungsstraßen bei Bürgern ohne Lobby
Trotz fehlenden Quorums habe der Bürgerentscheid vor allem eines
gezeigt: "Der Bau der Umgehungsstraßen findet bei den Olchingern
definitiv keine breite Unterstützung" Nur eine solche aber könnte
einen so massiven Eingriff in die Olchinger Heimat rechtfertigen,
wie die Umgehungsstraßen es wären.
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SZ v. 28.09.2000
"Gewisse Sorge"
Eichenau lehnt Südumgehung Olching ab
Eichenau Wenn es um eine neue Straße in der Nachbargemeinde
geht, ist die Position meist einmütig: Entweder, sie interessiert
nicht, oder sie wird abgelehnt. Genau so verhält es sich im Falle
der Südumgehung Olching: Die Eichenauer Politiker lehnen sie einhellig
ab.
"Aus Eichenauer Sicht sehe ich das Ergebnis des Bürgerentscheids
mit einer gewissen Sorge", meinte Bürgermeister Hubert Jung (CSU)
am Montag. Eine Umgehung Olchings, so seine Einschätzung, würde
vor Eichenau enden und in jedem Fall mehr Durchgangsverkehr in den
Ort ziehen. Bislang, bedauerte er, gingen die Planungen häufig zu
Lasten der Nachbargemeinden. Er würde eine gemeinsame Überplanung
des Verkehrsraums im östlichen Landkreis bevorzugen. Jung sieht
im Ausgang der Olchinger Bürgerbefragung eine "gewisse Parallele"
zur Situation in Eichenau nach dem Bürgerentscheid zur hiesigen
Südumgehung: Die Mehrheiten sind nicht deutlich, die Meinungen sind
gespalten, eine weitere grundsätzliche Auseinandersetzung steht
an. In Eichenau wird sie demnächst in Angriff genommen, weil die
Sanierung der Roggensteiner Allee notwendig ist.
"Fatal" nannte Günther KIebermass, Verkehrsreferent und Mitglied
der SPD-Fraktion im Gemeinderat, die geplante Olchinger Südumgehung.
Sie würde seiner Ansicht nach allen Bemühungen, besonders den Schwerlastverkehr
aus der Region herauszuhalten, zuwider laufen. Priorität hat aus
Sicht der SPD die A 99, außerdem müssten der ÖPNV ausgebaut und
die Überlegungen in Richtung Verkehrsvermeidung gelenkt werden.
Auch Martin Prem (Lebendiges Eichenau) und Lore Bickel-Sinner (Freie
Wähler) sind sicher, dass eine Umgehung Olchings den Durchgangsverkehr
in Eichenau verstärken würde. Eichenau wäre, warnt Prem, das letzte
Nadelöhr einer insgesamt attraktiven Nord-Süd-Verbindung von Autobahn
zu Autobahn. Beide Gemeinderäte lehnen jede weitere Straße ab, die
Eichenauer Südumgehung eingeschlossen.
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SZ v. 28.09.2000
Bürgerbegehren in Olching: Erste Analysen
und Kommentare
Erklärungsversuche nach dem Unentschieden
Kein Begehren schafft die 20-Prozent-Hürde
- dennoch halten beide Seiten die Wahl für sinnvoll
Von Claudia Henzler
Olching Keiner der beiden Bürgerentscheide wurde angenommen.
Doch weder die Umgehungsgegner noch die Befürworter halten die Veranstaltung
deshalb für sinnlos. Maria Hartl (IG Ortsumgehung) sieht die Mehrheit
für das Bürgerbegehren 2 als "klare Aufforderung" an den Bürgermeister,
die Meinung der Bürger zu teilen. Auch für Robert Meier (CSU) ist
das Ergebnis eine Bestätigung für die Gemeinderatsmehrheit. Gottfried
Schwarzmann (FWGEO) lobt außerdem eine Rückkopplung zwischen Bürgern
und Gemeinde. Schwarzmann ist sich sicher, dass die Ratsmehrheit
aus SPD, CSU und FWGEO, die ja für das Bürgerbegehren 2 verantwortlich
zeichneten, sich künftig" sehr nahe am Bürgerentscheid bewegen werden".
Aber, eine entgültige Trassenfestlegung habe es im Bürgerentscheid
ja nicht gegeben.
Da ist Ewald Zachmann (FWO) anderer Meinung. "Wenn die Initiatoren
ihr Bürgerbegehren ernst nehmen, dann müsste der Bebauungsplan Anbindung
ans Gewerbegebiet vom Tisch sein". Denn im Begehren 2 sei für die
Südumgehung plädiert worden, nicht für eine Anbindung ans Gewerbegebiet,
wie sie bisher geplant ist. Der Altbürgermeister ist auch der Meinung,
"dass die Südwest-Umgehung neu diskutiert werden muss, weil auch
das Bürgerbegehren 2 eine Trasse fordert, die nicht vom Straßenbauamt
geplant ist". Er kündigt an: "Wir werden ihnen das Bürgerbegehren
2 ständig wie einen Spiegel vorhalten und sehen, ob die ihr eigenen
Spiegelbild darin wiederfinden oder ob sie den Bürgern nur was vorgespiegelt
haben." Michael Leonbacher interpretiert das Ergebnis so: "Ein großes
Hurra für die Umgehung kann man daraus nicht ableiten".
Verschiedene Erklärungsversuche gab es zur geringen Wahlbeteiligung
zu hören. Für Gottfried Schwarzmann (FW GEO) könnte es eine Rolle
gespielt haben, dass das Votum des Bürgerentscheids nur für ein
Jahr verbindlich gewesen wäre. Michael Leonbacher findet die Wahlkampfzeit
zu kurz: "Wir hätten die Bürger gerne länger informiert und wollten
den Wahltermin zwei Wochen später. Wir hätten uns auch gerne in
einer Podiumsdiskussion mit den Argumenten der anderen gemessen."
Das Bündnis für Olching ist der Ansicht, der zweite Entscheid habe
Verwirrung gestiftet. Dass es durch den Bürgerentscheid 2 mehr Verwirrung
als Positives gegeben habe, will Schwarzmann nicht nachvollziehen.
"Sie sind objektiv beide richtig gewesen." Robert Meier (CSU) hält
das zweite Bürgerbegehren nach wie vor für "100 Prozent sinnvoll,
weil man keine Leute an die Urne bekommt, nur dass sie Nein abstimmen.
Sie sollten beide Möglichkeiten positiv abstimmen können". Den Sieg
gekostet haben "falsche Behauptungen" der Gegenseite, glaubt Bürgermeister
Siegfried Waibel (FWO): "Unterschwellig wurde mit falschen Argumenten
für die Umgehung gekämpft". So habe sich die Gegenseite als Kämpfer
gegen die Freien Wähler Olching und eine Verengung der Hauptstraße
präsentiert, obwohl sich die FWO nie dafür ausgesprochen hatten.
Nikolaus Rieber vom Bündnis für Olching ist sich sicher: "Wenn nur
über die Umgehung abgestimmt worden wäre, hätten wir gewonnen".
henz
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Kreisbote vom 22.08.2000
Irreführung in Olching
Das Bündnis für OIching hat folgende Presseerklärung
abgegeben zum Thema "Ortsumgehung in weiter Ferne".
"Ein weiterer Akt von Fehlinformation und Irreführung wird seit
kurzem von den Befürwortern einer Umgehungsstraße aufgeführt. Mit
ihrem Plakat "Ortsumgehung jetzt" wird der Eindruck erweckt, als
ob eine Umgehungsstraße sofort gebaut werden könnte und damit ein
schnell wirkendes Allheilmittel für OIching sei.
Dieser Eindruck ist schlichtweg falsch. Vielmehr ist das Gegenteil
der Fall. Nicht nur, dass die Wirksamkeit einer Umgehung sehr umstritten
ist, und spätestens die für die Gemeinde millionenteure Umgehung
praktisch keinen Einfluss auf das OIchinger Zentrum hat, viele Wohngebiete
jedoch erheblich mehr und sogar neubelastet, nicht nur, dass Olching
damit zwei große Naherholungsgebiet geraubt werden. Abgesehen von
alldem, läge eine trotzdem verfolgte Fertigstellung ohnehin noch
längst nicht in Sicht. Sogar die A 99, das wichtige Teilstück des
überregionalen Tangentenvierecks, das von den Befürwortern der Umgehung
gerne als Utopie verschrieen wurde, wird in jedem Falle vor einer
etwaigen Umgehungsstraße fertig. Anstatt sich hierüber zu freuen,
will man diese Entwicklung paradoxerweise gar nicht wahrhaben und
schreit lieber zum Himmel "Ortsumgehung jetzt".
Hier wird also bewußt irregeführt oder aber das Traumdenken hat
den Plakatmacher die Sicht zur Realität endgültig vernebelt. Eigentlich
müssten sie es wissen: Nicht einmal über die eventuelle Trassenführung
einer Südwestumgehung besteht Einvernehmen zwischen Gemeinderat
und Straßenbauamt. Bei ihrer Forderung nach einer "Südumgehung"
begeben sie sich sogar in offenen Widerspruch zu ihren eigenen Gemeinderatsfraktionen.
Zusätzlich zu den fehlenden Planungen ist der notwendige Besitzerwerb
der Grundstücke, die quer zerschnitten werden müssten, überhaupt
noch nicht geklärt. Zumal sich bereits im Vorfeld bei den Grundstückseigentümern
heftiger Widerstand gezeigt hat. Um diese Frage dürfte ein langjähriger
Rechtsstreit entflammen, dessen Ergebnis noch völlig offen wäre.
Ein eventueller Bau der zurecht stark kritisierten Umgehungsstraße
läge also noch in weiter Ferne und ist kaum abzuschätzen wie weit.
Ortsumgehung jetzt? Mit Sicherheit nicht!
Presseerklärung
vom Bündnis für Olching
"Das
bessere Verkehrskonzept für Olching"
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SZ v. 01.07.2000
Kompromiss gefunden
Schloßstraße nun doch im Bürgerbegehren erwähnt
Olching - Unerwartet harmonisch verlief die jüngste Olchinger
Gemeinderatssitzung. Nach guten zwei Stunden hatten die Räte alle
Punkte der Tagesordnung abgearbeitet, obwohl diese so strittige
Themen wie die Frage nach einem Termin für die Stichwahl der beiden
Bürgerbegehren enthielt. Einzig bei der Grundsatzfrage, ob die Gemeinde
einer eigenen Satzung für Bürgerbegehren bedarf, stimmten zehn der
25 anwesenden Räte für den Bedarf. Alle anderen Beschlüsse fasste
der Gemeinderat einstimmig.
Sogar die Neuformulierung eines Satzes des "Bündnisses für Olching",
der in der in der vergangenen Sitzung von den Umgehungsbefürwortern
gestrichen worden war, erwies sich als problemlos. Die Umgehungsgegner
hatten sogar mit einer möglichen Klage vor dem Verwaltungsgericht
gedroht, falls man keinen Kompromiss finde.
Bürgermeister Siegfried Waibel erreichte kurz vor der Sitzung ein
Fax der Bündnis-Initiatoren. Darin schlugen sie vor, den strittigen
Satz, der die Höchstgeschwindigkeit in der Dachauer und Schloßstraße
auf 40 Stundenkilometer beschränken sollte, abzuschwächen.
Die neue Formulierung, mit der sich rasch alle einverstanden erklärten,
lautet nun: "Die Gemeinde hat dafür zu sorgen, dass in der Dachauer-
und Schloßstraße eine wirksame Verkehrsberuhigung durchgeführt wird.
"
Der nächste Punkt war nun die Frage nach dem Termin für die Stichwahl
der beiden Begehren. Doch auch hier einigten sich die eigens in
die Sitzung geladenen Sprecher der beiden Begehren schnell. Während
Nikolaus Rieber vom "Bündnis für Olching" einen Termin am 1. oder
8. Oktober favorisierte, wünschte sich Helmut Braun vom Begehren
"Mehr Lebensqualität" den 17. oder 24. September. Rieber gab sich
kompromissbereit für den 24. September, und da auch die Räte keine
Einwände hatten, stand der Termin schon fest.
Weiterhin keine Satzung
Nicht so harmonisch verlief hingegen die Diskussion über die Notwendigkeit
einer Gemeinde-Satzung zu Bürgerentscheiden, die erneut auf der
Tagesordnung stand, obwohl sie bei der letzten Sitzung von einer
SPD/CSU-Mehrheit abgelehnt worden war. Dennoch hatte der Bürgermeister
diesen Punkt erneut auf die Tagesordnung gesetzt, doch an den bekannten
Meinungen hatte sich kaum etwas geändert. Die Gegner verwiesen auf
das in Bayern geltende Kommunalwahlgesetz. Die Befürworter argumentierten,
eine eigene Satzung sei bürgerfreundlicher, da leichter verfügbar.
Die Abstimmung schließlich brachte das altbekannte Ergebnis: Lediglich
zehn Räte (der insgesamt 25 anwesenden) aus den Reihen von FWO,
ödp und den Grünen stimmten für eine Satzung.
alin
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FFB Tagblatt v. 01.07.2000
Beide Bürgerentscheide am 24. September
Umgehungs-Gegner formulieren strittigen Text
neu
Olching (dik) - Gab es bei der Sondersitzung des Olchinger
Gemeinderates zu den Bürgerbegehren vor zwei Wochen noch ein großes
Hin und Her, ging die Neuauflage am Donnerstag problemlos über die
Bühne. Die Umgehungsgegner hatten den umstrittenen Text vorab in
Sprache mit dem Landratsamt geändert, so dass die Gemeinderats-Mehrheit
aus CSU, SPD und FW-GEO nichts mehr einzuwenden hatte.
Der Streit hatte sich vor drei Wochen, wie berichtet, daran entzündet,
dass die Umgehungs-Gegner aus FWO, Grünen und ÖDP in ihrem Begehren
Tempo 40 quer durch Esting gefordert haben. Jetzt lautet der Text
allgemein: "Insbesondere in der Dachauer und Schloßstraße wird eine
wirksame Verkehrsberuhigung durchgeführt." Denkbar sind nun neben
einem Tempo-Limit auch bauliche Maßnahmen.
Offen war dann noch die Frage des Termins für die beiden Bürgerentscheide.
Bürgermeister Siegfried Waibel berichtete, dass sich die Vertreter
der beiden Begehren bei einem Gespräch im Vorfeld der Sitzung nicht
einigen konnten. Am Donnerstag ging es aber ganz schnell: Die Wahllokale
werden am Sonntag, 24. September, gut eine Woche nach den Sommerferien,
geöffnet.
Zu guter Letzt mussten die Räte die Stichfrage formulieren. Sie
ist nötig, weil jeder Bürgerentscheid für sich gilt. Wer zum Beispiel
für eine Verkehrsberuhigung in Esting ist, aber gegen die Neugestaltung
der Hauptstraße, der kann beide Bürgerentscheide mit Ja ankreuzen.
Um Missverständnisse zu vermeiden, verlangt der Gesetzgeber im Fall
von zwei gegensätzlichen Bürgerentscheiden eine Stichfrage. Die
wird am 24. September folgendermaßen lauten: "Werden die Bürgerentscheide
1 und 2 jeweils mehrheitlich mit Ja beantwortet: Welche Entscheidung
soll dann in den Punkten gelten, in denen sich die Bürgerentscheide
widersprechen?"
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FFB Tagblatt v. 01.07.2000
KOMMENTAR
von Dirk Augustin
Wie wichtig ist das Thema wirklich ?
Die Zeit der politischen Machtspielchen ist vorbei, beide Bürgerbegehren
sind zugelassen, am 24. September haben die Bürger das Wort. Dann
muss sich erweisen, welche der beiden Gruppen wirklich die Mehrheit
hinter sich hat. Es bleibt abzuwarten, wieviele Olchinger diese
Frage für so wichtig halten, dass sie ihr Kreuzerl machen. Denn
gewinnen wird nicht, wer schlicht mehr Stimmen bekommt. Diese Mehrheit
muss zumindest aus 20 Prozent der Wahlberechtigten bestehen, das
sind in Olching derzeit rund 2800 Frauen und Männer. Angesichts
der sinkenden Wahlbeteiligungen bei den Urnengängen der letzten
Monate und Jahre ist die Hürde ganz schön hoch. Aber wenn die Frage
im Herbst nicht entschieden wird, dann wird der Streit in Olching
noch Jahre andauern.
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SZ v. 10.06.2000
Nachdem Gemeinderatsmehrheit einen Passus
aus dem Bürgerbegehren gestrichen hat
Bündnis für Olching schließt Klage nicht
aus
Massive gegenseitige Vorwürfe zu angeblichen
Unregelmäßigkeiten bei Unterschriftensammlungen
Von Martin Bernstein
Olching - Die beiden Bürgerbegehren für und wider Umgehungsstraße
sind gültig. Das beschloss der Gemeinderat, wie bereits kurz berichtet,
in einer Sondersitzung am Donnerstagabend. "Das bessere Verkehrskonzept"
musste freilich Abstriche machen: Tempo 40 in der Estinger Schlossstraße
darf nach Meinung einer 14:12-Mehrheit nicht Gegenstand des Bürgerentscheids
sein. Jetzt muss möglicherweise das Verwaltungsgericht entscheiden
- das "Bündnis für Olching" hielt sich die Klageoption gestern ausdrücklich
offen. Dann läge der Bürgerentscheid vorerst auf Eis.
Eigentlich war es nur eine Formalie, die am Donnerstag auf der
Tagesordnung des Gemeinderats stand. Dass es jedoch um mehr ging,
erkannte man schon daran, dass Bürgermeister Siegfried Waibel (FWO)
seinen Urlaub vorzeitig beendet hatte, um die Sitzung zu leiten.
Alle Mann an Bord also bei den Umgehungs-Gegnern. Doch obwohl drei
CSU-Gemeinderäte (Maria Hartl, Manfred Krug und Herbert Roiser)
sowie zwei der FW-GEO fehlten (Josef Feichtmeier, Josef Drey) hatten
die Fraktionen, die das Bürgerbegehren für den sofortigen Bau der
Umgehung unterstützen (CSU, FW-GEO und SPD) zusammen mit "Republikaner"
Helmut Ponn eine 14:12-Mehrheit. Was sich im Verlaufe des Abends
als entscheidend erweisen sollte.
Denn im von Hauptamtsleiter Peter Kandlbinder erarbeiten Beschlussvorschlag
der Verwaltung war eine Sofortmaßnahme aus dem Forderungskatalog
des "besseren Verkehrskonzepts" mit erheblichen Bedenken versehen
worden.
"Die zulässige Höchstgeschwindigkeit in der Dachauer Straße und
in der Schloßstraße in Esting wird in Absprache mit dem Landratsamt
auf 40 km/h begrenzt", lautete der Satz.
Für den vollständigen Text des Bürgerbegehrens votierten lediglich
12 von 26 anwesenden Ratsmitgliedern, für die Streichung 14. Es
handle sich bei der Festsetzung einer Höchstgeschwindigkeit um "keine
Aufgabe des eigenen Wirkungskreises der Gemeinde", meinte CSU-Sprecher
Thomas Bauer, während Siegfried Waibel gegen die Vorlage seiner
Verwaltung stimmte mit dem Argument, der Gemeinderat habe zu dem
Thema ebenfalls schon Beschlüsse gefasst - und was der Gemeinderat
als sein Recht betrachte, müsse man auch dem Bürger zugestehen.
Das letzte Wort haben jetzt möglicherweise die Gerichte. Gestern
kündigte Michael Leonbacher, Sprecher des "Bündnis für Olching"
jedenfalls an, seine Initiative habe eine Vier-Wochen-Frist für
eine mögliche Klage, und die wolle man sich auch offen halten -
es sei denn, der Gemeinderat korrigiere seinen Beschluss noch.
Unverändert wurde der Text des Bürgerbegehrens "Mehr Lebensqualität
. . . " gebilligt. Zachmanns Antrag, auch dort den Passus über "verkehrslenkende
Maßnahmen" zu streichen, wurde von der 14er-Mehrheit abgelehnt.
Inzwischen nimmt die Auseinandersetzung um angebliche Unregelmäßigkeiten
bei den Unterschriftensammlungen beider Initiativen an Schärfe dramatisch
zu. Erwin Dobner (ÖDP) wies in der Sitzung darauf hin, dass beim
Begehren "Mehr Lebensqualität . . . " doppelt so viele Unterschriften
für ungültig erklärt wurden wie beim "Besseren Verkehrskonzept".
Nach der Sitzung übergab Renate Grill (CSU) der Presse einen Auszug
aus einer ihrer Unterschriftenlisten, in dem ein Olchinger behauptete,
bei den Umgehungsgegnern unter falschen Voraussetzungen unterschrieben
zu haben. Renate Grill ging sogar noch weiter und warf einer Unterschriftensammlerin
des "Besseren Verkehrskonzepts" vor, sich in Esting Unterschriften
mit der Auskunft erschlichen zu haben, sie seien für die Umgehungsstraße.
Das Bündnis wies diese Vorwürfe gestern entrüstet zurück - und
ging seinerseits in die Offensive: Die Umgehungsbefürworter hätten
- zumindest am ersten Wochenende ihrer Kampagne - eine Planskizze
der Umgehungsstraße präsentiert, die mit der tatsächlichen Planung
nichts zu tun habe. Nach diesem rund 20 Jahre alten Plan verliefe
die Umgehungsstraße über weite Strecken auf Emmeringer Flur und
nicht knapp jenseits des Starzelbachs.
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FFB Tagblatt v. 10.06.2000
Nach der Ablehnung:
Warten auf den 29. Juni
Bürgerbegehren scheitert an Forderung nach
Tempo 40
Olching (dik)
Im Mittelpunkt der beiden Bürgerbegehren in Olching steht eigentlich
die geplante Umgehung. Trotzdem stand im Mittelpunkt der Gemeinderats-Sitzung
am Donnerstag das Thema Tempo 40 auf der Schloß- und Dachauer Straße.
Die Mehrheit lehnte das Begehren der Umgehungs-Gegner wegen dieser
Forderung ab. Nur wenn die Initiatoren darauf verzichten, soll ihr
Begehren zugelassen werden.
Bereits der geschäftsführende Beamte Peter Kandlbinder hatte in
der Sitzungsvorlage darauf hingewiesen, dass die Gemeinde die Tempo-Beschränkung
nicht in eigener Verantwortung anordnen könne. Das Begehren fordert
aber: "Die zulässige Höchstgeschwindigkeit in der Dachauer Straße
und in der Schloßstraße in Esting wird in Absprache mit dem Landratsamt
auf 40 Kilometer pro Stunde begrenzt." Kandlbinder hatte darauf
verwiesen, dass Bürgerbegehren laut Gemeindeordnung sich nur mit
"Angelegenheiten des eigenen Wirkungskreises der Gemeinde" befassen
dürfen.
CSU-Fraktionschef Tomas Bauer machte sich Kandlbinders Rechtsauffassung
zu eigen und forderte, dieser Passus müsse gestrichen werden. Das
Begehren der Umgehungs-Befürworter dagegen beschränke sich an einer
Stelle auf eine allgemeine Formulierung und fordert "verkehrslenkende
Maßnahmen", die den Verkehr auf die Umgehung locken sollen. Das
sei nicht zu beanstanden. Mit 14:12 Stimmen setzten sich CSU, SPD
und FW-GEO mitHilfe von Helmut Ponn (Rep) durch.
FWO-Fraktionschef Ewald Zachmann und Bürgermeister Siegfried Waibel
hatten vergeblich dagegen gehalten, dass es durchaus Aufgabe der
Gemeinde sei, eine Tempo-Beschränkung in ihrem Gebiet zu fordern.
Das beweise auch die Tatsache, dass der Gemeinderat bereits mehrfach
Beschlüsse zu diesem Thema - über Tempo 30, 40 und 50 - gefasst
habe. Man müsse dem Bürger dasselbe Recht einräumen.
Das Bürgerbegehren für die Umgehung ging dagegen problemlos durch.
Die 14:12-Mehrheit lehnte lediglich einen Antrag von Ewald Zachmann
ab, der das Begehren gleich inhaltlich diskutieren und beschließen
wollte. Wenn der Gemeinderat die Anliegen der Unterschriften-Sammlung
annimmt, wäre ein Bürgerentscheid überflüssig. "Andernfalls müssten
Sie als Mehrheit gegen Ihr eigenes Ansinnen stimmen", erläuterte
der Jurist Zachmann.
"Halbschlau, Herr Zachmann, ist noch nicht weise", konterte der
Jurist Bauer. Es gebe auch die Möglichkeit, dass der Gemeinderat
die Anliegen als Ratsbegehren übernimmt und zur Abstimmung stellt.
Doch das ist erst Thema der nächsten Gemeinderats-Sitzung am 29.
Juni.
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FFB Tagblatt v. 10.06.2000
Bündnis hält sich Klage offen
Leonbacher vermisst Mut bei CSU, SPD und
FW-GEO
Olching (dik) -"Wenn sie Mut gehabt hätten, dann hätten
sie die Bürger entscheiden lassen." Michael Leonbacher, Vorsitzender
des FWO-Ortsverbandes und Sprecher des Bürgerbegehrens gegen die
Südumgehung und für Tempo 40 in Esting, glaubt, dass die Ratsmehrheit
aus CSU, SPD und FW-GEO den Passus über das Tempolimit aus Angst
aus dem Begehren streichen will. Er gibt die Hoffnung aber noch
nicht ganz auf, dass "die schwarz-rot-braune" Mehrheit ihre Entscheidung
nochmals überdenkt. Die Möglichkeit dazu gäbe es im Gemeinderat
am 29. Juni. Die Rechtmäßigkeit der Forderung habe man sich im Vorfeld
vom Landratsamt und der Regierung von Oberbayern bestätigen lassen.
Das "Bündnis für Olching" aus FWO, Grünen, ÖDP und der Bürgerinitiative
(BI) Ortsentwicklung selbst muss bis Anfang Juli entscheiden, ob
sie gegen den Beschluss des Gemeinderats vor dem Verwaltungsgericht
klagen oder ob sie die Entscheidung vom Donnerstag akzeptieren und
für den Bürgerentscheid den umstrittenen Satz streichen.
Froh sind Leonbacher und seine Mitstreiter auf jeden Fall darüber,
dass durch die Bürgerbegehren die Entscheidung aus dem Gemeinderat
heraus genommen wurde: "Der Bürgerentscheid wird zeigen, wer die
Mehrheit auf seiner Seite hat."
Nikolaus Rieber, Sprecher der BI, freute sich, dass die Anbindung
des Gewerbegebietes auf jeden Fall gekippt ist. Auch die andere
Seite wolle die alte Planung nicht. Gefordert ist vielmehr eine
Südumgehung in der Nähe des alten Bahndammes mit einer Stichstraße
ins Gewerbegebiet.
Als Termin für den Bürgerentscheid schlägt Leonbacher den 1. oder
8. Oktober vor. In oder kurz nach den Ferien sei nicht genug Zeit
für einen richtigen Wahlkampf. Bei einer Klage aber käme der ganze
Zeitplan völlig durcheinander.
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FFB Tagblatt v. 10.06.2000
Kommentar von Dirk Augustin
Kleinliches Machtgehabe
Das war die pure Überheblichkeit. Da konnten 14 Frauen und Männer
der Versuchung nicht widerstehen, den anderen zu zeigen, dass sie
die Mehrheit haben. Das ist Machtgehabe und hat mit Demokratie und
Bürgerwillen gar nichts zu tun. Auch eine Mehrheit kann - oder sollte
es zumindest - nicht tun, was immer sie will. Es erscheint als kleinkariert,
wenn CSU, SPD und FW-GEO ein gegen sie gerichtetes Bürgerbegehren
neu formulieren wollen. Und das wegen einer umstrittenen Rechtsfrage,
die man so, aber auch anders sehen kann. Die Olchinger sind drauf
und dran, eine Chance zu verpassen: Seit Jahren gibt es Streit um
den Verkehr. Jeder behauptet, die Mehrheit der Bürger hinter sich
zu haben. In zwei Fällen hätten genau diese Bürger jetzt ihre Meinung
sagen können. Doch davor haben einige scheinbar Angst, stattdessen
scheint jetzt alles im Politiker-Kleinklein zu enden.
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